Wir alle nehmen uns zu Jahresbeginn Sachen vor  und der Januar ist der beste Zeitpunkt, um damit zu starten – wie zum Beispiel mit dem Bloggen. Ich beginne hier mal mit einem Monatsrückblick 🙂

Die Integration von Bangelis in die neue Herde

Ein Pferd in eine neue Herde zu integrieren, ist immer sehr aufregend und eine sehr spannende Zeit, um neue Facetten oder neue Charakterzüge seines Pferdes kennenzulernen. Bangelis, mein 6-jähriger Vollblutaraber, ist anfangs Dezember in seine neue Heimat gezogen. Schon am ersten Abend durfte er schon neben dem Herdenchef an der Heuraufe mit essen – und sogar ein bisschen Heu aus seinem Maul klauen. Sehr frech würden jetzt einige Sachen. Mag sein, doch er hat vorher um Erlaubnis gebeten 🙂 Er war immer eher Rangniedrig, aber durch sein nettes “Fragen” hatte er schon immer eine Art Sonderstatus bei den ranghöheren Tieren.

Hier wurde mir wieder bewusst, wie sehr wir eine Herdenstruktur schwarz-weiss malen. Doch Pferde begegnen sich in jedem Augenblick neu, sie SEHEN sich so wie sie sind und reagieren entsprechend darauf. Es kann sein, dass Bangelis 5 Minuten später nicht mehr dort essen darf. Aber das ist keinesfalls inkonsequent, sondern ein vorurteilfreies Reagieren auf den Moment – vielleicht hat er irgendetwas angestellt oder die Energie ist anders. Es ist schlicht die Qualität, die Pferde in sich tragen, sich in jedem Moment aus offenem Herzen ohne Vorurteile zu begegnen. Ich lade dich gerne ein, dass wir diese Eigenschaft auch ausleben und versuchen unsere Begegnungen mit Menschen so zu gestalten, als würden wir uns das erste Mal begegnen – welche neuen, interessanten Dinge würden wir wohl herausfinden?

Als Fluchttier sind sie Meister darin, das Gegenüber richtig einzuschätzen. Wenn der Herdenchef sagt, du musst jetzt weichen, dann ist Bangelis schnell weg – so schnell wie der Wind. Wenn aber eine andere Stute sagt, komm nicht näher, dann akzeptiert er das, denn er ist rangniedrig, aber er geht auch nicht weg. Denn er weiss genau: “Ja ja, sie macht jetzt ihre Grimassen, würde mir aber nichts antun”. Dann sehe ich ihn – wie kann es auch anders sein – wie er diese Entscheidung immer wieder hinterfragt, mit einem Blick, mit einer Änderung seiner Atmung, mit einem Anspannen eines Muskelparties… Alles ganz subtile Zeichen, die er während unseren sechs gemeinsamen Jahren auch immer wieder einsetzt, um zu fragen: “Bist du dir sicher?”. Er ist mein grösster Lehrmeister, was das Leben betrifft. Durch seine Fragen und feine Art, lerne ich jeden Tag noch präsenter zu sein, noch sanfter zu kommunizieren, noch standhafter zu sein, noch mehr aus dem Herzen zu kommunizieren und noch mehr Ich zu sein. Ich beobachte ihn in der Herde, wie er sich fügt und mitmacht, ohne jedoch die Dinge zu vernachlässigen, die ihm wichtig sind, ohne sich selbst als charakterstarkes Individuum aufzugeben – eine Balance, die wir überall in unserem Leben nachahmen können.

Pferde Integration
Bangelis (rechts) an der Heuraufe mit dem Herdenchef links

Mein 12 monatiges Programm “Leadership by Empathie”

Im Januar war ich stark beschäftigt, mein erstes 12 monatiges Programm “Leadership by Empathie” vorzubereiten. Das Programm startete am 1. Februar und ist das Resultat meiner Ausbildungen in Psychologie, als Mentaltrainer und als Coach kombiniert mit allem was uns die Tiere beibringen können mit ihren Weisheiten und meinen eigenen Erfahrungen, wie wir integer unser eigenes Leben mit ein bisschen mehr Empathie für uns selbst führen können. Wir haben mit 4 wunderbaren Frauen gestartet, die motiviert sind, eine Veränderung in ihrem Leben und in der Gesellschaft zu bewirken.

Nun es musste eine neue Kamera her und auch ein neues Mikrofon, um die neuen Videos aufzunehmen. So war ich relativ beschäftigt alles zu testen, zu integrieren und die Videos aufzunehmen. Die liebe Technik hat mich dabei immer wieder neu herausgefordert 🙂

Es ist ein Herzensthema, das schon lange in mir schlummerte und nun sich zeigen darf. Ich freue mich auf die kommenden 12 Monate und bin schon gespannt was im Jahresrückblick stehen wird.

Verletzungen und Achtsamkeit

Anfangs November 2018 hatte ich bei der Behandlung eines Pferdes einen Unfall und habe mir den hinteren Kreuzband sowie den Meniskus gerissen. Seither sehen mich meine Kunden in einer Schiene. Für mich sieht die Schiene wie aus dem Mittelalter aus, wobei die Nonna von meinem Mann die Schiene eher mit Frankensteins Bein vergleicht. Wie dem auch sei, zwingt mich diese Schiene zu einer enormen Langsamkeit. Diejenigen, die mich immer wieder fragen: “ Woher nimmst du die Energie, um all das zu machen?”, wissen wie schwer es mir fällt, diese Langsamkeit auszuüben. Ich bin es mir nun mal gewohnt, Dinge sehr effizient zu erledigen.

Nach einiger Zeit habe ich bemerkt, dass ich mein linkes Bein nicht mehr benutze: Beim Aufstehen, Absitzen oder auch beim Stehen, hatte ich ca. 70% meines Gewichtes auf meinem rechten Bein. Die Schmerzen waren aber nicht de Ursache für dieses Verhalten. Ich hatte wegen der Schiene und mein ungleichmässiges Laufen, Hüft- wie auch Rückenschmerzen, die ich kaum noch aushielt. Aber die verletzte Stelle hat mir nicht so sehr weh getan. Es war die Erinnerung meines Gehirns an den Erstschmerz, eine Schonhaltung. Die Schonhaltung hat dazu geführt, dass mein Gehirn wortwörtlich mein linkes verletztes Bein vergessen hat. Natürlich habe ich es benutzt, um zu laufen, aber nur ganz wenig… Wenn ich mir nun vornehme, die Oberschenkelmuskeln anzuspannen, passiert einfach nichts mehr, weil die Verbindung für mein Gehirn eben nicht mehr wichtig ist.

Mein Pferd Bangelis hatte mit 2.5 Jahren auch einen Unfall und das Resultat war unter anderem ein glatter Schnitt in die Achillessehne. Beim Nähen hat mir der Tierarzt gesagt, dass ¾ der Sehne  gerissen sei und sie wüssten nicht, ob es jemals wieder gut kommt… Ich glaube, ich habe an dieser Sehne alles versucht, was ich je in Zusammenhang mit Sehnen gelernt habe und es wird heute noch jeden Tag besser und besser! Woran wir aber immer noch arbeiten, ist dieses Gefühl, das ich auch an meinem Bein habe: Das Bein gehört nicht dazu.

Durch Körperwahrnehmungsübungen und Achtsamkeit sind wir soweit, dass er das Bein in jeder Phase gleichmässig belastet. Rückfälle gibt es nur noch in Stresssituationen oder wenn ich mal eine Zeit lang mein Fokus davon weggenommen habe. Im Umkehrschluss heisst es, er begleitet nun mich im Schneckentempo und voller Aufmerksamkeit, damit auch ich meine Körperwahrnehmung wieder zurück gewinnen kann und achtsam mein Bein wieder einsetze – wahre Freundschaft!

Ausblick Februar

  • Weiterbildung in Faszientechnik: In Februar habe ich die ersten 3 Tage einer Weiterbildung in Faszientechnik bei Pferden. Ich freue mich sehr darauf und werde sicher darüber berichten.
  • Die Jahresplanung meiner Kurse sind in vollem Gange und einige Daten werde ich in Februar schon verkünden können.

Liebe Grüsse

Selen